Freitag, 10. Oktober 2008

google bugs




Die Sonne scheint auf den letzten Curry-Wurst-Zipfel auf dem ansonsten leeren Teller, träge rollt der Freitag nachmittag heran. Don Dahlmann sehnt sich nach Feierabend. Der Web-Journalist hat lange Nächte hinter sich, jetzt sitzt er auf dem Freisitz einer Kantine in Berliner Süden und erzählt von einem Internet-Hotel in der Schweiz. Nur online zu erreichen, und ausgebucht bis 2010.
Hier neben dem stillen Wasser des Teltow-Kanals ist das www etwas, das nur in stickigen Zimmern an staubigen Bildschirmen stattfindet. Ein Marienkäfer landet auf seinem Finger. Don Dahlmanns Augen leuchten, das Insekt hat ihn eben weit in die Zukunft des Internets katapultiert.


Der Marienkäfer ist nicht zufällig hier, sondern geschickt von Google Bug - einem streng geheimen Service im Versuchsstadium.
Mit einem neuartigen Bio-Tool will der Suchmaschinenbauer Google aus mountain view das Tor zum Real Life aufbrechen. Als biologische Erweiterung des RSS-Feeds kann sich der User einfache Nachrichten durch Insekten überbringen lassen. Möglich wurde dieser Service durch die intensive Zusammenarbeit von Google-Programmierern mit den Forschern des Palo Alto Institute of insect convenience.


Hier in Californien versuchen Biologen und Hirnforscher das herkömmliche Verhalten von Insekten umzuprogrammieren. Bienen sammeln statt Blütenpollen wertvolles Harz aus den unerrreichbar hohen Baumkronen von Red Wood Trees.
Oder Heuschrecken: Was seit Bibeltagen als gottgewollte Plage gilt, wird im Auftrag der US Air Force in Palo Alto zur präzisen Bio-Waffe umfunktioniert. Ein Schwarm Heuschrecken kann gegnerische Truppen, auch in versteckten Winkeln der Erde für Stunden aus Gefecht setzen.
Erste Versuche zeigen, daß sich ein Heuschreckenschwarm auch über hunderte Kilometer Entfernung an einer vorher festgelegten Stelle niederlässt, wenn Gene und Nano-Chips im Insektenhirn die Navigartion übernehmen.


Diese Technik wird derzeit mit Hilfe von Google Earth erweitert und zu einem Service ausgebaut: Auch fern vom nächsten Computer, in bisher web-freien Zonen der Welt erhält der User kleine Botschaften – via Käfer. Erste Beta-Bugs wurden gesichtet, hauptsächlich Marienkäfer. Sie sind zwar nicht unbedingt schneller oder zuverlässiger als Stubenfliegen, Libellen oder Schmetterlinge, aber Marienkäfer sind nicht menschenscheu und - noch wichtiger - das Image ist hundert Prozent positiv.


Don Dahlmann hält sich den kleinen Käfer dicht vor die Designerbrille. Der Web-Profi darf als einer der ersten den Google Bug testen. Langsam zählt er die schwarzen Punkte auf den roten gewölbten Deckflügeln. Was die Botschaft bedeutet? Jeder Punkt eine Stunde Schlafmangel, vermutet er. Shrip vermutet was ganz anderes!



1 Kommentar:

Ezzelino hat gesagt…

Mein Vater behauptet übrigens, daß Mariechenkäfer beißen.